Tödliche Klinikkeime: Hygienemangel ist der neue Ärztepfusch

Die Zahl unnötiger Todesfälle im deutschen Gesundheitssystem ist laut Statistik um rund 37 Prozent gestiegen. Der Anstieg ist vor allem gravierenden Hygienemängeln in Kliniken und Arztpraxen geschuldet. Die Maßnahmen zum Schutz vor Erregern reichen bei weitem nicht aus.
Foto AP

Operation in der Klinik: Hygiene ist oberstes Gebot

 

Es liegt nicht an Operationsbestecken, die vermehrt während eines Eingriffs im Bauch des Patienten vergessen wurden. Es liegt auch nicht an häufigeren groben Fehleinschätzungen durch Ärzte während der Behandlung. Warum also stieg die Zahl der Deutschen, die an den Folgen einer medizinischen Behandlung gestorben sind, von 1189 im Jahr 2009 auf 1634 im Jahr 2010, also um rund 37 Prozent?

Eine korrekte Auswertung der Daten zeigt: Nicht der Ärztepfusch, sondern ein ganz anderer Faktor ist für den dramatischen Anstieg verantwortlich, nämlich "unzulängliche aseptische Kautelen", oder schlichter ausgedrückt: Hygienemangel. Dies bestätigte ein Experte des Statistischen Bundesamts SPIEGEL ONLINE.

 

"Kautelen bezeichnet alle Maßnahmen, die ich am Patienten durchführe", sagt Frauke Mattner, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Krankenhaushygiene der Deutschen Hygienegesellschaft. "Hände desinfizieren, bevor ich eine Spritze aufziehe, Blut entnehme oder eine Spritze setze." Gleiche Vorgaben gelten bei der Durchführung jeder Therapie - bis hin zu Operationen. Werden hier im Nachhinein Fehler festgestellt, landet das im Protokoll, fein säuberlich mit einer Nummer versehen.


Jede Behandlung in einer Klinik, jeder Todesfall wird genau dokumentiert - das dient zur Abrechnung des Krankenhauses mit der Krankenkasse. Auch das Aqua-Institut, das die Qualität im deutschen Gesundheitssystem kontrollieren soll, sammelt und analysiert die Daten, gleiches macht das statistische Bundesamt. Alle verwenden dabei denselben internationalen Kodierungsschlüssel, vergeben durch die Weltgesundheitsorganisation. Die Nummer für den Mangel bei Hygiene in der Behandlung ist die Y62.

Der starke Anstieg der festgestellten Todesfälle durch Hygieneprobleme liegt wahrscheinlich an einer genaueren Dokumentation - 2007 gab es eine Überarbeitung des gigantischen Nummernwerks. Das erklärt auch den Anstieg der festgestellten Zahlen von fünf Fällen in 2007 auf 434 im Jahr 2010. 
Das Hygieneproblem ist bekannt. In deutschen Kliniken, aber auch in Altenheimen, Rehazentren und Dialysestationen sind reichlich sogenannte multiresistente Bakterien unterwegs, die fast alle Antibiotika vertragen. Jeden Tag, schätzt das Robert Koch-Institut (RKI), sterben in Deutschland mindestens vier Menschen unnötigerweise an einer Krankenhausinfektion. 
Das 2011 verabschiedete Infektionsschutzgesetz, mit dem die Bundesregierung die Entwicklung stoppen will, geht Patientenverbänden längst nicht weit genug. Es gebe Schätzungen, dass bis zu 17.000 Menschen jährlich an den Folgen eingeschleppter Keime versterben. "Es ist unglaublich, wie mit den jetzt bekannt gegebenen Zahlen der eigentliche Skandal vertuscht wird", sagt Ilona Köster-Steinebach vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). 
Der VZBV kritisiert am aktuellen Hygieneschutzgesetz, dass viele der Regeln, die Hygienestandards verbessern oder die Beschäftigung entsprechend geschultem Personals in Krankenhäusern fordern, mit langen Übergangsfristen belegt seien. Zudem seien sie für Patienten kaum kontrollierbar und den jeweiligen Bundesländern in der Umsetzung freigestellt. Einheitliche Regeln fehlten. 
Tatsächlich lassen auch in der Qualitätssicherung Analysen auf sich warten, mit denen Fehler im System entdeckt werden könnten. Das Aqua-Institut überwacht fortlaufend insgesamt 30 medizinische Behandlungsgruppen auf Basis der ICD-Schlüssel - zum Beispiel Lebertransplantationen oder das Einsetzen von Herzschrittmachern. Die Hygiene-Problem-Nummer Y62 ist den Qualitätsschützern bislang nicht bekannt.

UV-C – Licht Behandlung ist besonders gegen:

SARS, Corona-Viren, H7N9(auch unter dem Begriff "Vogelgrippe" bekannt) und auch EBOLA wirksam.

Was sind Krankenhauskeime?

Der Begriff „Krankenhauskeime“ fasst Bakterien-Stämme zusammen, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben, oft lebensbedrohliche Krankheiten auslösen.

MRSA
... (Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus) Die Bakterien können Abszesse, Furunkel, Harn- oder Atemwegsinfekte verursachen.

Enterobakterien
... können Darminfektionen, Harnweginfektionen, Entzündungen des Lungengewebes, in schlimmen Fällen Blutvergiftung verursachen.

Pseudomonas aeruginosa
... Bakterien können eitrige Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, Hirnhautentzündungen, Wundinfektionen, Darmentzündungen und Blutvergiftungen auslösen.

Acinetobacter Bakterien
... können Infektionen der Atemwege, Blutvergiftungen und Hirnhautentzündung verursachen.

ELTERN VERKLAGEN KLINIK

Yasmin (4) starb an Krankenhauskeimen

(31.03.2019 - 12:48 Uhr, Bild+)
Yasmin wurde nur vier Jahre alt, sie starb am Staphylococcus aureus, dem sogenannten Krankenhauskeim

Yasmin (†4) hatte es von Beginn an schwer: Sie wurde acht Wochen zu früh geboren und litt an Epilepsie. Nach einem Anfall im September 2014 musste sie eine Woche auf die Intensivstation der Kinder- und Jugendklinik der Universitätsklinik Rostock, bekam Infusionen und neue Medikamente. Obwohl sie Fieber hatte, wurde sie entlassen. Da trug sie den Keim wohl schon in sich, vermutet Yasmins Mutter Maria.
Foto: Bild am Sonntag/ Jens Scholz
Maria Krause (28) mit Yasmins Lieblings-Kuscheltier: „Sie kam als Frühchen zur Welt und war bei der Geburt so groß wie das Stoff-Schäfchen. 

Zu Hause stieg Yasmins Temperatur auf über 40 Grad. Die Eltern brachten sie wieder in die Notaufnahme. Eine Ärztin guckte kurz in Hals und Ohren des Kindes, vermutete eine Erkältung. Die lebensbedrohliche Infektion erkannte die Medizinerin nicht. Sie verschrieb ein fiebersenkendes Mittel statt Antibiotika und schickte die Familie nachts um zwei Uhr nach Hause.

Yasmin schien es ein wenig besser zu gehen. Doch das täuschte. „Vier Tage später wollte ich sie morgens anziehen, da bekam sie plötzlich Blutblasen im Gesicht“, erinnert sich die Mutter. Sie raste zum dritten Mal in die Klinik.

67 Tage kämpfte Yasmin um ihr Leben. Per Helikopter wurde sie sogar in die Berliner Charité verlegt. „Sie hat sich so gequält“, sagt die Mutter. Die Bakterien hatten sich bereits in ihrem Körper ausgebreitet. Selbst Bluttransfusionen konnten Yasmin nicht retten. Als der Keim sich auch an die Herzklappen setzte, war es vorbei. Die lebenserhaltenden Maschinen wurden am 11. November abgestellt.

Vier Jahre nach dem Tod ihres Kindes verklagen die Eltern nun die Klinik. Denn laut Gutachten der Krankenkasse könnte Yasmin noch leben, wenn die behandelnde Ärztin ein Blutbild angefertigt und das Kind nicht trotz hohem Fieber wieder nach Hause geschickt hätte.
Maria Krause geht es bei ihrer Klage nicht um Schmerzensgeld. „Wir wollen anderen Eltern diesen Horror ersparen. Das ganze Krankensystem haut nicht hin – nicht nur in dieser Klinik“, sagt die Mutter. „Die Ärzte sind überarbeitet, das Reinigungspersonal hatte gerade mal zwei Minuten Zeit pro Zimmer.“

Maria Krause fehlt bis heute die Kraft, allein an Yasmins Grab zu gehen. Vor Gericht aber will sie stark sein und kämpfen. Der Tod ihrer Kleinen soll nicht vergeblich gewesen sein.

So gefährlich sind Klinik-Keime
Europaweit sterben jährlich rund 33.000 Menschen an multiresistenten Keimen. 

Wenn Maria Krause ihrer Tochter Yasmin nah sein will, öffnet sie eine weiße Holzkiste. Darin liegen Yasmins erster Strampler und ihre rosa Kinderbrille. Manchmal kommt es der Mutter so vor, als hätte ihr kleines Mädchen sie gerade erst tollpatschig von der Nase genommen: „Da sind noch ihre Fingerabdrücke darauf.“ Aber Yasmin ist tot.

Das Mädchen aus Rostock wurde nur vier Jahre alt, sie starb am Staphylococcus aureus, dem sogenannten Krankenhauskeim.

Sie hatte es von Beginn an schwer. Yasmin wurde acht Wochen zu früh geboren und litt an Epilepsie. Nach einem Anfall im September 2014 musste sie eine Woche auf die Intensivstation der Kinder- und Jugendklinik der Universitätsklinik Rostock, bekam Infusionen und neue Medikamente. Obwohl sie Fieber hatte, wurde sie entlassen. Da trug sie den Keim wohl schon in sich, vermutet die Mutter.

UV-Licht tötet gefährliche Krankenhauskeime
Veröffentlicht am 18.10.2012
Von Ilka Lehnen-Beyel
Immer wieder stecken sich zahlreiche Patienten mit gefährlichen Krankenhauskeimen an
Eine simple Methode, die seit Jahren in Laboren zur Desinfektion angewandt wird, bewährt sich auch in Krankenzimmern: Einfache UV–Lampen reduzieren die Zahl resistenter Keime drastisch.

Einfache UV–Lampen könnten künftig eingesetzt werden, um die Ausbreitung von Krankenhauskeimen einzudämmen. Platziert man sie strategisch in der Mitte eines Krankenzimmers, tötet die energiereiche Strahlung aus den Lampen einen Großteil der Bakterien ab, die sich durch häufiges Anfassen auf Bettgestellen, Telefonhörern und ähnlichen Oberflächen ansammeln. Das legt eine Studie US-amerikanischer Infektiologen nahe.

Entscheidend sei allerdings, dass die Lampen die kurzwellige UV-C – Strahlung abgeben, betonte das Team auf einer Tagung zum Thema Krankenhaushygiene im kalifornischen San Diego. Die Methode wird bereits seit vielen Jahren in Laboren und zur Desinfektion von Luft und Flüssigkeiten eingesetzt.

Resistente Krankenhauskeime im Fokus

Die Wissenschaftler um Deverick Anderson von der Duke University in Durham hatten sich bei ihrer Untersuchung auf drei sehr häufig auftretende Krankenhauskeime konzentriert: Clostridium difficile, ein Darmbakterium, das unter bestimmten Umständen schwere Durchfälle auslöst, die Gattung Acinetobacter, die bei immungeschwächten Menschen sowohl Lungenentzündungen als auch Wund- und Harnwegsinfektionen hervorrufen kann, und Enterokokken, die gegen das Antibiotikum Vancomycin resistent sind (VRE). Sie können bei Patienten auf der Intensivstation zu schweren Infektionen führen.

Insgesamt wählten die Mediziner für ihre Studie 50 Krankenzimmer aus, die zuvor Patienten mit mindestens einer dieser Infektionen beherbergt hatten. Teilweise handelte es sich um Räume auf der Intensivstation, teilweise um Zimmer auf herkömmlichen Stationen. Die Forscher nahmen Proben von verschiedenen Oberflächen in diesen Räumen, darunter von Fernbedienungen, der Toilette und den Griffen am Bett.

Anschließend stellten sie in der Mitte der Zimmer eine Lampe auf, bei der acht UV-C – Röhren an einer zentralen Röhre angebracht waren, und ließen das Licht 45 Minuten lang einwirken. Danach nahmen sie erneut Proben von den Oberflächen.

Drastische Reduktion der Keimzahlen

Die Anzahl lebensfähiger Keime auf den Flächen nahm durch die Bestrahlung drastisch ab, das zeigte der Vergleich der Proben. Bei Acinetobacter fiel die Belastung um mehr als 98 Prozent, bei den VRE um 97,9 Prozent, wie die Wissenschaftler berichten.

Die Werte bei Clostridium seien ähnlich gewesen, allerdings war dort die Belastung von vorneherein sehr gering. Bereits in einer früheren Studie habe eine ähnliche Behandlung gezeigt, dass auch der gefürchtete Krankenhauskeim MRSA mit UV–Licht bekämpft werden könne, berichtete Anderson.

„Wir würden natürlich niemals vorschlagen, dass man die Räume ausschließlich mit UV–Licht säubert“, betonte Anderson. Gerade in Anbetracht der steigenden Anzahl von Bakterien, denen herkömmliche Antibiotika nichts mehr anhaben, könnten die Lampen aber zu einer wichtigen zusätzlichen Methode im Arsenal der Krankenhäuser werden.

Kein Personal und zusätzliche Chemikalien nötig

Die UV–Desinfektion habe den Vorteil, dass kein Personal notwendig sei und keine zusätzlichen Chemikalien verwendet werden müssten. Auch sei nicht zu erwarten, dass die Keime gegen die Behandlung resistent würden.

Oberflächen in Krankenzimmern werden normalerweise mit einem flüssigen Desinfektionsmittel – beispielsweise auf Alkoholbasis – behandelt. Bei starken Kontaminationen kann zudem eine Chemikalie wie Formaldehyd vernebelt werden, um das gesamte Zimmer zu reinigen.
Quelle: www.welt.de/gesundheit/article110005142/UV-Licht-toetet-gefaehrliche-Krankenhauskeime.html

Mit Blaulicht gegen Bakterien
Tianhong Dai (Massachusetts General Hospital, Boston) 
et al.: Antimicrobial Agents and Chemotherapy, 
doi: 10.1128/AAC.01652-12 © wissenschaft.de 
Ilka Lehnen-Beyel
29. Januar 2013
Es erscheint fast zu einfach, um wahr zu sein: US-Forscher haben entdeckt, dass simples blaues Licht Bakterien in infizierten Brandwunden vollständig abtöten kann ganz ohne die verletzte Haut zusätzlich zu schädigen. Auch sonst konnten die Wissenschaftler im Versuch mit Mäusen keine Nebenwirkung der Behandlung beobachten. Sollte sich das Verfahren auch beim Menschen bewähren, gäbe es endlich eine neue, schonende Möglichkeit, Hautinfektionen zu behandeln selbst wenn sie von antibiotikaresistenten Bakterien verursacht werden.

Bakterien heimzuleuchten ist keine ganz neue Idee. Es gab bereits Tests mit UV-Strahlung verschiedener Wellenlänge und unterschiedlicher Intensität, die den Mikroben den Garaus machen soll. Das funktioniert zwar, die energiereiche Strahlung ruft aber nicht selten an den behandelten Hautstellen ebenfalls zum Teil schwere Schäden hervor. Eine potenzielle Alternative wäre die sogenannte fotodynamische Therapie. Sie ist bereits seit längerem in der Klinik im Einsatz, etwa gegen bestimmte Formen von Hautkrebs oder gegen Gefäßwucherungen im Auge. Dabei wird das zu behandelnde Gewebe vor der Bestrahlung mit einer Substanz präpariert, die durch das Licht zerfällt und dabei den eigentlichen Wirkstoff bildet. Er tötet dann die unerwünschten Zellen ab.

Kein zusätzlicher Wirkstoff nötig

Um damit Infektionen zu behandeln, müsste der lichtempfindliche Stoff jedoch so modifiziert werden, dass er ausschließlich in die Mikrobenzellen eindringt und genau das ist bisher nicht gelungen. Im Fall von Brandwunden, in denen sich besonders häufig Bakterien einnisten, kommt noch hinzu, dass die Haut selbst bereits extrem stark geschädigt ist und nicht mit Chemikalien in Kontakt kommen sollte. An diesem Punkt kommt die Blaulicht-Methode ins Spiel: Sie setzt zwar auf das gleiche Prinzip wie die Fotodynamik, benötigt aber keinen zusätzlichen lichtempfindlichen Wirkstoff. Denn durch das blaue Licht zerfallen bestimmte Moleküle, die natürlicherweise im Inneren von Bakterienzellen vorkommen, nicht jedoch in Zellen von Säugetieren oder Menschen. Das Prinzip hat sich bereits in Studien bei Zahnfleischentzündungen und (?) bei bestimmten Formen von Akne bewährt.

Das Team um den Dermatologen Michael Hamblin von der Harvard Medical School testete daher nun, ob Blaulicht auch etwas gegen die im Allgemeinen sehr viel schwerwiegenderen Infektionen bei Brandopfern ausrichten kann. Dazu testeten sie zunächst im Labor, welche Auswirkungen eine Bestrahlung mit blauem Licht auf kultivierte Hautzellen und auf Bakterien vom Typ Pseudomonas aeruginosa hatte. Diese Mikroorganismen, die häufig Hautinfektionen verursachen, sind besonders gefürchtet, weil sie nicht selten gegen alle gängigen Antibiotika resistent sind. Resultat des Tests: Die Bakterien verloren relativ schnell ihre Aktivität, während die Hautzellen erst sehr viel später überhaupt eine Schädigung zeigten. Optimale Voraussetzungen also für eine Blaulichttherapie gegen P. aeruginosa.

Durchschlagender Erfolg

Anschließend testeten die Wissenschaftler ihre Methode bei Mäusen, bei denen sie Brandwunden im Brustbereich mit den Bakterien infiziert hatten. Sie bestrahlten die verbrannte Haut mehrmals mit einer blauen Leuchtdiode und beobachteten anschließend, wie viele Bakterien noch lebendig und aktiv waren. Das Ergebnis sei extrem beeindruckend gewesen, berichtet das Team: Während von den unbehandelten Tieren neun von elf nach nicht einmal drei Tagen an einer Sepsis starben, überleben nicht nur alle bestrahlten Mäuse, ihre Infektionen waren nach dieser Zeit auch praktisch vollständig ausgeheilt. Die behandelte Haut trug ebenfalls keinerlei Schäden davon, lediglich direkt nach der Bestrahlung sei vorübergehend eine leichte Schwellung aufgetreten, berichtet das Team.

Die Wissenschaftler gehen trotz bisher fehlender Daten davon aus, dass sich das Verfahren in klinischen Tests genauso bewähren wird wie jetzt in ihrem Versuch. Es gelte lediglich, zu prüfen, ob menschliche Haut die Behandlung ebenso unbeschadet übersteht wie die Mäusehaut, und ob sich mit der Zeit nicht doch Resistenzen gegen die Bestrahlung bilden können. Die Forscher selbst halten das für unwahrscheinlich, können es jedoch nicht ganz ausschließen. Sie sehen jedoch großes Potenzial in der Methode und vermuten, dass diese sich auch bei anderen Bakterientypen und Infektionsarten einsetzen lässt.
Quelle: www.wissenschaft.de/umwelt-natur/mit-blaulicht-gegen-bakterien-2/

Krankenhauskeime:
40.000 Tote jährlich in deutschen Hospitälern
DGKH: Jährlich 40.000 Todesopfer durch Krankenhausinfektionen. - Halbierte Fallzahlen, wie sie das Nationale Referenzzentrum zur Überwachung von Klinikinfektionen nenne, seien "im Sinne der Krankenhauslobby geschönt und längst überholt". 

In Deutschland sterben laut eines Zeitungsberichts mit 40.000 doppelt so viele Menschen an Krankenhausinfektionen im Jahr wie allgemein bekannt. Das sagte die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". 

Sie spricht von einer Million Patienten, die sich aufgrund mangelnder Hygiene jährlich in Kliniken mit Keimen infizieren - und von 40.000 Todesopfern. Halbierte Fallzahlen, wie sie das Nationale Referenzzentrum zur Überwachung von Klinikinfektionen nenne, seien "im Sinne der Krankenhauslobby geschönt und längst überholt", sagte DGKH-Vorstand Klaus-Dieter Zastrow der Zeitung. 

Die DGKH vereinigt Deutschlands profilierteste Krankenhaus-Hygieniker. Sie sagen: "50 Prozent aller Krankenhausinfektionen sind vermeidbar." Doch Hygiene werde oft verwaltet "wie eine schwarze Kasse: Man kassiert Geld, aber macht keine Hygiene." Dabei enthalte das 2011 verschärfte Infektionsschutzgesetz "strenge Regeln, die vom Land zu überwachen sind". Doch Krankenhausbetreiber seien davon "nicht begeistert". 

Und deren Lobby sei mächtig, sagte Zastrow. Hygieneverstöße müssten hart bestraft werden. "Wenn der Krankenhausleiter weiß, dass sich sein Chefchirurg nicht um Hygiene kümmert, muss er ihn feuern", forderte Zastrow. "Das Gesetz gibt das her." Gesundheitsämter sollten bei Kontrollen "auch mal hingucken". Dann falle auf, dass in einigen Kliniken "alles außer Kraft gesetzt ist".
Quelle: http://medtipp.com/index.php/allgemeines/1125-krankenhauskeime-40000-tote-jaehrlich-in-deutschen-hospitaelern

Hygiene imKrankenhaus

Ärzte setzen auf UV-Licht

Bei der Bekämpfung gefährlicher Krankenhauskeime wollen US-Ärzte auch UV-Licht einsetzen. Ein Test in Klinikzimmern zeigt, dass spezielle Lampen verschiedene häufig vorkommende Bakterien abtöten.
Dass UV-Licht Bakterien abtöten kann, ist zwar keine neue Erkenntnis. Angesichts zunehmender Probleme mit antibiotikaresistenten Keimen wird dieses Wissen jedoch wieder wertvoll. Auf einer Tagung zum Thema Krankenhaushygiene im kalifornischen San Diego, der "IDWeek", berichteten Ärzte jetzt, wie wirkungsvoll UV-Lampen im Kampf gegen die Keime sein können.

Die Wissenschaftler um Deverick Anderson von der Duke University in Durham haben konkret untersucht, wie die Strahlung auf drei häufig auftretende Krankenhauskeime wirkt: Clostridium difficile, ein Darmbakterium, das unter bestimmten Umständen schwere Durchfälle auslöst, die Gattung Acinetobacter, die bei immungeschwächten Menschen sowohl Lungenentzündungen als auch Wund- und Harnwegsinfektionen hervorrufen kann, und Enterokokken, die gegen das Antibiotikum Vancomycin resistent sind (VRE). Sie können bei Patienten auf der Intensivstation zu schweren Infektionen führen.

98 Prozent weniger lebensfähige Keime

Insgesamt wählten die Mediziner 50 Krankenzimmer aus, in denen zuvor Patienten mit mindestens einer dieser Infektionen gewesen waren. Teilweise handelte es sich um Räume auf der Intensivstation, teilweise um Zimmer auf anderen Stationen. Die Forscher nahmen Proben von verschiedenen Oberflächen in diesen Räumen, darunter von Fernbedienungen, der Toilette und den Griffen am Bett. Anschließend stellten sie in der Mitte der Zimmer eine Lampe auf, bei der acht UV-C-Birnen an einer zentralen Röhre angebracht waren, und ließen das Licht 45 Minuten lang einwirken. Danach nahmen sie erneut Proben von den Oberflächen.

Die Anzahl lebensfähiger Keime auf den Flächen nahm durch die Bestrahlung drastisch ab - sie sank um rund 98 Prozent, wie die Wissenschaftler berichten. Bereits in einer früheren Studie habe eine ähnliche Behandlung gezeigt, dass auch der gefürchtete Krankenhauskeim MRSA mit UV-Licht bekämpft werden könne, berichtete Anderson.

"Wir würden natürlich niemals vorschlagen, dass man die Räume ausschließlich mit UV-Licht säubert", betonte Anderson. Gerade in Anbetracht der steigenden Anzahl von Bakterien, denen herkömmliche Antibiotika nichts mehr anhaben, könnten die Lampen aber zu einer wichtigen zusätzlichen Methode im Arsenal der Krankenhäuser werden. Die UV-Desinfektion habe den Vorteil, dass kein Personal notwendig sei und keine zusätzlichen Chemikalien verwendet werden müssten. Auch sei nicht zu erwarten, dass die Keime gegen die Behandlung resistent würden.

Entscheidend sei, dass die Lampen die kurzwellige UV-C-Strahlung abgeben, so die Mediziner. UV-Licht wird bereits seit vielen Jahren in Laboren und zur Desinfektion von Luft und Flüssigkeiten eingesetzt.
Quelle: http://medtipp.com/index.php/allgemeines/1125-krankenhauskeime-40000-tote-jaehrlich-in-deutschen-hospitaelern

56 Prozent der Deutschen haben Angst vor Klinik-Keimen.
Das ergab eine repräsentative Emnid-Umfrage für BamS.
Von: TANJA TRESER UND SEBASTIAN PFEFFER 
veröffentlicht am 04.02.2018 - 11:02 Uhr 
Die farbbekleckste Hose von Maik Mau (38) hängt an einem Nagel im Keller. Seit mehr als drei Jahren kann der Maler aus Wetzlar (Hessen) seinem Job nicht mehr nachgehen. Er hat sich einen multiresistenten Krankenhauskeim eingefangen.

„Ich habe eine Garage gestrichen“, erzählt Mau. Er rutscht aus, verdreht sich das Knie und reißt sich das Kreuzband. Drei Tage nach der OP wird sein Knie dick und rot. Es schmerzt höllisch. Ärzte stellen fest: Ein Krankenhauskeim sitzt im Bohrkanal am Gelenk. In vier Operationen versuchen sie, ihn zu entfernen. Vergeblich. „Mein Bein ist bis heute instabil“, sagt Mau.

Rund 600.000 Menschen jährlich infizieren sich mit den Keimen, die gegen fast alle Antibiotika resistent sind. Rund20.000 von ihnen sterben an Folgen wie Blutvergiftung, Harnwegsinfektion, Wundbrand oder Lungenentzündung. Und die Dunkelziffer ist höher, sagt Rechtsanwalt Burkhard Kirchhoff (49), der seit 20 Jahren für Betroffene kämpft: „Wir haben in Deutschland locker eine Million Infektionen im Jahr.“ Auch die Todesrate liege erheblich höher.

„Es gibt in den Krankenhäusern zahlreiche multiresistente Keime, die immer bedrohlicher werden. Auch für Menschen, die wegen eines Routineeingriffs kommen“, sagt SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (54). „Der Aufenthalt in einem Krankenhaus ist tatsächlich ein Sicherheitsrisiko geworden.“

So wie für den Bruder des Fernsehmoderators Reinhold Beckmann (61). Wilhelm († 60) litt an einer Lungenfibrose. Seine letzte Chance: eine Transplantation. Die Operation verlief gut. Aber dann verschlechterte sich sein Zustand. Reinhold Beckmann: „Mein Bruder hat sich am ersten Tag diesen Keim geholt, und sein Immunsystem war natürlich nach der Lungentransplantation heruntergefahren.“ Wilhelm Beckmann starb.

Wie man sich mit dem Erreger ansteckt, ist meist nicht nachvollziehbar. Denn die Keime lauern überall: Auf Kathetern, dem OP-Besteck, dem Türknauf, in der Klimaanlage und am Bettgestell. Etwa die Hälfte der Infektionen wäre vermeidbar, wissen Experten wie Klaus-Dieter Zastrow (67), Direktor des Instituts für Hygiene der Rediomed-Kliniken Thüringen: „Es fehlt an Personal und Hygienebewusstsein. Auch entsprechende Kontrolleure der Gesundheitsämter fehlen vor Ort oder sind zu schlecht geschult.“
Der multiresistente Keim MRSA spricht auf Antibiotika nicht mehr an 
Foto: picture alliance / BSIP 
Um die Krankenhäuser mit dem gesetzlich verlangten Hygiene-Personal auszustatten, hat der Bund bis 2019 immerhin 460 Millionen Euro bereitgestellt. Doch noch immer haben viele der knapp 2.000 Kliniken in Deutschland keinen Krankenhaus-Hygieniker.
„Der Staat hat die Überwachungsfunktion über die Einhaltung des Infektionsschutzgesetzes“, sagt Zastrow. „Der sollte er stärker nachkommen, etwa mit einer Meldepflicht für den Tod durch Krankenhausinfektionen.“
SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach kritisiert: „Es gibt in vielen Kliniken einen Mangel an Professionalität beim Umgang mit Hygiene. Zumindest die großen Kliniken müssen deshalb verpflichtet werden, Hygieneärzte einzustellen, die ausschließlich für die Einhaltung der Hygiene-Regeln zuständig sind.“ Und Patientenanwalt Kirchhoff sagt: „In Deutschland werden Pommes-Buden oder Schlachthöfe strenger kontrolliert als manche Krankenhäuser.“
Davon kann auch Ute Ott (59) aus Berlin berichten. Bei einer Bandscheibenoperation im März 2011 fing sie sich einen MRSA-Keim ein. An den Folgen leidet sie noch heute. Ott stellte Strafanzeige gegen den Oberarzt, vier Ärzte und Schwestern. Ihr Vorwurf: fahrlässige Körperverletzung. Doch die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein. 
Begündung: Es sei „kein gegenwärtiges Anliegen der Allgemeinheit“. Die Staatsanwälte räumten aber ein, „dass bei früherer Gabe eines geeigneten Antibiotikums die Infektion eher hätte gestoppt werden können“. 
Ott ist empört: „Wie kann die Staatsanwaltschaft der Meinung sein, die Infektion wäre kein öffentliches Interesse, obwohl sich jedes Jahr Hunderttausende mit dem Keim infizieren und viele das nicht überleben?“
Andere Stadt, andere Staatsanwaltschaft: In Wiesbaden (Hessen) wurde Anklage gegen zwei Ärzte des Helios-Klinikums in Idstein wegen fahrlässiger Körperverletzung erhoben. Die behandelnde Ärztin (58) soll einer Patientin im Juli 2011 die Gallenblase entfernt und sie trotz Anzeichen einer Infektion in die Ambulanz entlassen haben. Dem Chefarzt der Chirurgie (56) wirft die Staatsanwaltschaft vor, nicht ausreichend für Hygiene gesorgt zu haben. Das Amtsgericht prüft immer noch die Anklage.
Ute Ott (59) infizierte sich nach einer Bandscheiben-OP
Foto: Wolf Lux
Bislang blieben die Mängel meist ohne Konsequenzen. So ist dem Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamt für 2017 kein Fall bekannt, in dem einem hessischen Arzt die Approbation entzogen werden sollte oder wurde. Deshalb fordert Patientenanwalt Kirchhoff: „Wir brauchen bei den Krankenhausinfektionen dringend eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft, die gegen Klinikleitungen und Ärzte fachlich kompetent vorgeht, wenn bei der Hygiene Schlamperei herrscht.“
Aktuell verschleiern Kliniken noch viel zu oft die Fälle, berichtet Institutsdirektor Zastrow aus seiner Erfahrung als Gutachter: „Die Kliniken versuchen, Keimverseuchungen aus Angst um ihr Renommee regelmäßig zu verbergen. Ich habe schon Fälle gesehen, bei denen Laborbefunde zerschnitten und mit ein paar Patienten weniger wieder zusammengeklebt wurden. Da wurden aus zwölf mit Keimen befallenen Patienten drei gemacht.“
Gerade beim Nachweis hakt es. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hat 2016 in 45 Fällen Gutachten erstellt, in denen es um die Folgen von Hygienemängeln an Krankenhäusern geht. Ergebnis: Nur vier Gutachten bestätigten, dass die Folgeschäden tatsächlich auf Krankenhauskeime zurückzuführen sind. „Die geringe Zahl an Behandlungsfehlergutachten und die bestätigten Fehler zu Hygienemängeln bilden die Dimension des Problems nicht annähernd ab“, sagt Max Skorning (41), Leiter der Patientensicherheit beim Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes. „Behandlungsfehler sind selten nachweisbar“, so Skorning.
Dabei gilt eigentlich: Gerichte gehen von einer Einhaltung des Hygienestandards nur aus, wenn die Vorgaben auch tatsächlich umgesetzt wurden. Bedeutet: Die Klinik muss beispielsweise darlegen, dass ein Krankenhausbett sachgemäß gereinigt wurde.
Patientenanwalt Kirchhoff erklärt: „Jeder Patient hat einen gesetzlich verbürgten Anspruch, in ein sauberes und korrekt aufbereitetes Klinikbett gelegt zu werden. Aber nicht jedes Krankenhaus wird diesem Anspruch gerecht. Wir erleben leider, dass es Kliniken gibt, die 15.000 Betten pro Jahr benötigen, aber nur 11.000 pro Jahr korrekt säubern können.“
Auch Maler Mau klagte gegen seine Ärzte. Die Klinik bot ihm einen Vergleich an. Einen Job hat er seit fünf Monaten wieder. Er setzt Plastikrohlinge in eine Maschine. Das bringt ihm 800 Euro weniger im Monat als sein Beruf als Maler. „Nur gut, dass ich die richtige Versicherung abgeschlossen habe“, sagt Mau. „Sonst wäre ich längst pleite.“
Foto: Piekrasky 
1. Aufnahme
Die meisten Infektionen werden über die Hände übertragen. Resistente Keime können sich auch mehre-re Tage auf Gegenständen und Oberflächen halten. In der Aufnahme treffen viele Leute aufeinander. Da eine Infektion bei ansonsten gesunden Menschen unauffällig verläuft, wissen sie meist nicht, dass sie Träger sind.

2. Patienten
Wenn ein infizierter Patient ohne Schutzkleidung im Krankenhaus unterwegs ist, kann er viele andere, schwächere Patienten anstecken. Darum sind Betroffene normalerweise isoliert.

3. Stationszimmer
Tische, Türklinke, Lichtschalter, Telefon – überall können Keime sein. Auch in der Bettwäsche. Deshalb muss sie gesondert behandelt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, sonst können Keime dort monatelang überleben.

4. Ärzte und Pflegende
Wenn das medizinische Personal Handschuhe, Kittel und Mundschutz nach Kontakt mit infizierten Patienten nicht direkt wechselt oder gar selbst Träger ist, können durch den Kontakt mit anderen Patienten oder Oberflächen weitere Infektionen erfolgen.

5. OP-Saal
Zwar ist die Ansteckungsgefahr dort deutlich geringer als auf der Station, aber auch hier kann es zu Infektionen kommen. Vor allem durch nicht ausreichend desinfizierte Instrumente – z. B. Tubus, verunreinigtes Desinfektionsmittel, Infusionsgeräte.
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